Samstag, 19. September 2015

Balti-Tour 2015: Mega Riga Power Trail

Das 1. MEGA-Event in Riga scheint gemütlich und überschaubar gewesen zu sein. Weniger als 350 Cacherteams haben im Juli 2013 für das MEGA RIGA 2013 ihr „Attended“ geloggt. Riga und die baltischen Staaten liegen doch etwas abseits von den Cacherhochburgen.
Beim Mega Riga 2014 im Folgejahr waren es dann nur 164 Teams die ihre Teilnahme loggten. Das sind Teilnehmerzahlen, die in Deutschland mitunter schon bei einem normalen Event erreicht werden.

Dabei hatten sich die lettischen Organisatoren schon 2013 solche Mühe gegeben, um ein interessantes Programm anzubieten: Vom Flash Mob bis zur Kletterwand, Konzerte, Fahrrad-Events, diverse Wettbewerbe, CITO und vieles andere mehr wurden in den drei Tagen angeboten. Und die Stadt selbst, 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt und 2014 als Kulturhauptstadt Europas gewürdigt, hat ja auch einiges zu bieten.

Ein Highlight der MEGA-Events war sicher auch ein Powertrail mit über 200 Caches in einem nahegelegenen Wald. Jeder Cache wurde einem lettischen Geocacher gewidmet und damit wollte Kagis, als Owner der Runde auch die Erinnerung an das MEGA-Event wach halten. Ein ausgelegtes „Field of Fame“, wo man sicher auch gerne mal seinen eigenen Cache sucht.
Vom Parkplatz aus führen zwei große Schleifen mit 97 und 116 ausgelegten Caches durch ein einsames Waldgebiet. Das Waldgebiet scheint aber der steigenden Zahl lettischer Geocacher nicht gewachsen zu sein, denn an anderer Stelle wurde 2015 ein zuusätzlicher Powertrail mit über 70 weiteren Petlingen ausgelegt.

Nach Riga zu fliegen und die baltischen Länder zu bereisen nur um Power-Runden abzufahren wäre wohl etwas einschichtig. Aber zumindest einen Tag für eine längere Wanderung durch die Wäder Lettlands, das war eingeplant. Dafür habe ich mir die westliche Schleife des Powertrails ausgeguckt und vorbereitet.

Von unserer Relaisstation unweit des Flughafens bis zum Startpunkt in Upesciems waren es nur knapp 25 km Fahrt. Was ich nicht bedacht hatte war die notwendige Durchquerung von Riga. Weil von den zwei Millionen Letten rund 700.000 allein in Riga wohnen, wurde aus der morgendlichen Anfahrt bei der Stadtdurquerung ein mühsames Stop and Go. Nach fast 90 Minuten für die kurze Strecke waren wir schon weit unserem Zeiplan hinterher.

Enttäuschend verlief auch der Beginn unserer Tour: Beim ersten Dutzend der Caches waren die Petlinge aus der Halterung verschwunden, nur noch beschädigte Halterungen vorhanden oder es fehlte Petling und Halterung. Sollte sich das abseits der Straße auch im Wald so fortsetzen? Dann wäre es zumindest eine interessante Wanderung mit magerer Cache-Ausbeute geworden. Das entspräche zwar nicht den Erwartungen, aber damit könnte man auch leben.


„ If a container is lost but you find the support, you are free to log it as found but please add a Needs Maintenance log so that I know which ones to visit and repair.“ So hatte es der Owner bereits in der Beschreibung des Treils beschrieben und im Gegensatz zu meinen sonstigen Log-Gepfligenheiten (Name im Logbuch = Cache gefunden) habe ich mich daran gehalten. Ohne Petling und ohne Support war ein DNF, Support mit Nachweisfoto ein Found.

Kaum der Zivilisation und den letzten Häusern entkommen wurde es besser. Trotz 700 und mehr Cachern, die zumindest die Caches auf dem von uns bewanderten Trail bereits loggten, waren sie gepflegt und in gutem Zustand. Fast alle auf Greifhöhe in Bäumen befestigt. Seniorengercht, denn Bücken musste man sich auf der ganzen Runde kaum. 
Manch einer scheint aber das Listing nicht genau durchgelesen zu haben. „Although almost all caches are next to a forest road you should be very careful if you are not driving a 4x4 - some of the roads are very sandy, others can turn into mud rivers, there is the occasional ditch that runs across the road." 

Die anfangs guten Forstwege mutierten unterwegs zu tiefen und weichen sandigen Pisten, die ich selbst mit einem Fahrrad nicht abradeln wollte. Und so häufen sich in den Logs die originellen Fotos von festgefahrenen Autos und den Bemühungen sie durch Schieben, Rausziehen, Ausgraben oder Unterlegen von Ästen wieder flott zu bekommen.

Dieses Problem blieb uns erspart, obwohl eine längere Wanderung über weiche Sandwege auch ganz schön anstrengend sein kann. Auf dem mageren Boden wachsen hauptsächlich Kiefern und Birken. Büsche und dichtes Unterholz wird man vergebens suchen. Vergeblich aber auch die Suche nach einer Bank, die zu einer gemütlichen Pause einlädt. Bei sonnigem Herbstwetter war es eine Genusswanderung, immer wieder unterbrochen von der kurzen Suche nach einem Petling. Auf der ganzen Tour haben wir nur fünf einsame Beerensammler gesehen. Aber zu einer überraschenden Begegnung ist es trotzdem gekommen.

Der einzige Cacher in den baltischen Staaten, zu dem ich Kontakt hatte, war Sandrius aus Litauen, der nahe seinem Wohnort Panevezys, knapp 200 km weiter südlich auf der aufgelassenen Schmalspurtrasse seinen Trail ausgelegt hatte. Ihn hatte ich vor der Reise mit ein paar Fragen kontaktiert. Wir freuten uns, als wir nach ein paar Stunden zwei Cacher trafen, die mit dem Fahrrad die Runde entgegengesetzt abgefahren sind.
Bei der etwas holprigen Plauderei in Englisch stellte es sich dann heraus, dass es sich um eben diesen Sandrius handelt, der ein paar Tage Urlaub im Nachbarland machte. Die Welt ist schon klein!



Wenn das Wetter auch noch so schön zum Wandern und die Wegführung durch den Wald auch noch so interessant und abwechslungsreich ist, irgendwann sehnt man sich dann auch nach dem Tagesziel.. Umso mehr, als die letzten Kilometer - zurück in die Zivilisation - nicht mehr so überwältigend waren. Nach 23,2 km und etwas weniger als acht Stunden waren wir wieder bei unserem Cachemobil am Parkplatz angelangt. Etwas müde zwar, aber voll von den Eindrücken, die wir heute in uns aufgesaugt haben.

Die Rückfahrt zu unserer Relais-Station ging um diese Zeit dann auch etwas flotter über die Bühne.


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