Sonntag, 26. Oktober 2014

10 Years after

Der 24. Oktober 2004 war ein sonniger kühler Herbsttag, als ich mich,  bewaffnet mit einem Screenshot von einem Kartenauszug von MagicMaps Baden-Württemberg, erwartungsvoll auf den Weg machte. Ein paar Tage zuvor bin ich beim Googeln zu Navigationsfragen zufällig auf  „Geocaching“ gestossen und hatte mich bei dem Thema festgebissen.
Jetzt war ich neugierig auf  der Suche von meinem allerersten Geocache.
Eine große Auswahl hatte ich ja nicht, denn in der Nähe waren gerade mal zwei Caches angezeigt worden und auf den nächsten 15 Kilometer Luftlinie war tote Hose und nichts zu finden.  Ich war schon ziemlich aufgeregt, als ich mit der Karte in der Hand im Wald den Hang hochkletterte und mein markiertes Zielgebiet absuchte. Nichts war zu finden und schon wollte ich enttäuscht abdrehen, als ich den ausgebleichten Schädel eines Tieres an einem Busch sah und bei näherer Untersuchung dann auch die etwas versteckt liegende Dose.
Logfoto Sumpfschnorchler 

Der Schädel liegt immer noch dort. Über die Jahre hat er durch die Witterung ziemlich gelitten, ist vermodert und teilweise zerfallen. Ähnlich wie die Dose und das zerfledderte Logbuch vom Cache GCGBK0 Mosbach Nr. 2wenn man den Logs der letzten Finder Glauben schenken kann. Aber er existiert seit Ende September 2003 immer noch, 11 Jahre nach dem Auslegen und 10 Jahre nach meinem Fund.
Das ist bemerkenswert, denn von den 15.667 Caches, die ich in den letzten 10 Jahren gesucht und gefunden habe sind bereits 6.407 schon wieder archiviert. Das sind immerhin fast 41 %. Manche Caches werden heute anscheinend nur noch für einen begrenzten Zeitraum ausgelegt.

Viel hat sich geändert in den vergangenen 10 Jahren. Man muss die Veränderungen hinnehmen, ohne über die „guten alten Zeiten“ zu lamentieren und bei seiner Auswahl der zu suchenden Dosen oder Runden eben die wählen, die am ehestens den eigenen Vorstellungen entsprechen.

In den Anfangsjahren gab es nur „Regular“ zu finden. Filmdosen oder Petlinge wurden noch nicht ausgelegt und schon gar nicht im Wald. Heute muss man froh sein, bei all den Micros auch einmal einen Cache zu finden, wo man einen TB oder eine Coin wieder ablegen kann.

Geocaching war eine geheimnisvolle Beschäftigung, bei der man extrem darauf achtete, von niemanden gesehen oder als Geocacher wahrgenommen zu werden. Die Gefahr war allerdings gering, denn in der Öffentlichkeit war dieses Hobby noch völlig unbekannt. Man lernte im Laufe der Zeit die Cacher der näheren Umgebung bei Events mit 10 – 15 Teilnehmern kennen und verfolgte ihre Logs, tauschte Logbücher auch bei fremden Caches aus und reparierte auch beschädigte Caches fremder Owner.  

Dann wurde mehr und mehr - auch mit Unterstützung mancher Cacher - in den Medien über Geocaching berichtet und aus der kleinen verschworenen Truppe wurde eine kopfmäßig immer stärkere Bewegung und später eine Trendsportart. Eine Kommerzialisierung griff um sich und wo man früher liebevoll Cachebehälter und Logbücher selbst gebastelt hatte, da entstanden online Shops, wo man fertig konfektionierte Logbücher und durchaus originelle Cachebehältnisse kaufen konnte. Es gab bald „Lehrbücher“ zu Geocaching und die amüsant zu lesenden Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers wurden zu einem Bestseller.

Auch die Locations wurden uninteressanter. Wo es früher das Bestreben war, dem Anderen einen interessanten Ort zu zeigen, da wurden die Döschen mehr und mehr lieblos in der Gegend verstreut.

Die größte Veränderung brachten aber die Geocaching Apps für Smartphones. Musste man bis dahin ein nicht gerade billiges GPSr erwerben, um auf die Suche nach der Tupperdose zu gehen, so war man jetzt mit ein paar Euro dabei und konnte mal ausprobieren.
Das mobilisierte Freizeitsucher, die mitunter ohne Respekt vor Naturschutzgebieten und der Natur durch die Wälder hasteten um herauszufinden, welchen Kick man bekommt, wenn man einen Cache findet. Die Beschwerden über volle Logstreifen und die Forderung, dass der Cacheowner sie schleunigst ersetzen soll, sind noch amüsant; die zerfledderten Moospolster an allen Baumstümpfen in großem Umkreis weniger.
Viele von ihnen haben es bald wieder aufgegeben und das ist auch gut so. Aber auch viele von den „Alten“ haben sich einem anderen Hobby zugewandt und die vermisst man.

Nach 10 Jahren bin ich immer noch dabei und verbinde Wandern mit Cachen, wobei ich das eine wohl kaum ohne das andere tun würde. Ich bin aber selektiver geworden und mich muß schon die Gegend überzeugen und die Runde reizen. Ein Blick auf das Ownerprofil und die bisherigen Logs, möglichst von Cachern, deren Art zu cachen ich schätze, folgt  und wenn ich dann überzeugt bin, dann wird das „Roadbook“ erstellt, bevor es irgendwann dann raus geht.

Auch, wenn sich Manches geändert hat – man findet sie noch, die schönen Runden, die einem dann im Gedächtnis haften bleiben, so wie meine Jubiläumsrunde mit meinem Cachingbuddy geomarcus. Mit ihm bin ich am 24.10.2014 – 10 years after – die16 km lange Operation Secret im Elsass abgewandert und wir haben bei unserer 5-stündigen Tour mehr Döschen gefunden als in den ersten sechs Monaten meiner Karriere als Geocacher. 
Die Zeiten ändern sich halt!

2 Kommentare:

  1. Lieber Albatros,
    dem ist wenig bis nichts hinzuzufügen! So sieht das aus.
    Wir sind auch noch dabei, ab und zu von Zweifeln gquält, aber wenn dann mal wieder was Schönes dabei war...
    MOS 2 haben wir 2 Jahre nach Dir geloggt. Wenn die Cachergemeinde nicht sich selbst hilft, wird der wohl bald auch weg sein, der owner ist mehrere Jahre nicht mehr aktiv.
    Schauen wir mal wie es weitergeht.
    Liebe Grüße
    Lackab

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  2. Ich hab jetzt mal nachgeschaut....Als wir anfingen, Ende 2006, gab es im Umkreis von etwa 25 km grob geschätzt so 5-10 Caches. Der für uns nächstgelegene war immerhin 11,8 km Luftlinie entfernt, war von GeoFaex und ist inzwischen archiviert. Der zweite war GCQYN3, Gerlachsheim von oben, 27 km Luftlinie weg. Nicht ganz so weit war unser vierter, der "Marterpfahl", inzwischen Rodungen zum Opfer gefakllen, 22,9 km Luftlinie entfernt. Mosbach Nr. 1 war unser 5. Cache, 22,1 km entfernt. So viele Dosen finden sich heute im Umkreis von vielleicht 1km.....
    Das war selbst mit dem Magellan XL damals ein großes Abenteuer, ohne Topo, rein mit einem Leitstrahl und der eigenen Orientierung ausgestattet, zur Dose zu finden. Von jedem Cache zu Hause das Listing gelesen und ausgedruckt. Sonst hätte man vor Ort rein gar nix gewußt.
    Nach und nach lernte man die Kollegen kennen, die da in Buchen, Obrigheim, Bad Mergentheim oder Lauda ihr Unwesen trieben. So viele, wie ungefähr 2007/2008 im Umkreis von sagen wir mal 25 km aktiv waren, gibt es heute allein in Osterburken. Und die kenne ich NICHT alle! Der Cachingrucksack war bedeutend leichter damals, man schleppte viel weniger Tools mit sich rum. LED-Taschenlampen gabs so auch noch nicht. Ja, es hat sich einiges verändert. Alles bleibt anders, wie Grönemeyer sagt. Schaun wir mal, was noch kommt!
    Grüße
    Lackab

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