Samstag, 20. Juli 2013

Das Spectaculum Stratosphaericum - Up up and away

Fünf Monate hat es gedauert, bis nach dem ersten von Dave Ulmer versteckten Cache am 2. Oktober 2000 auch in Deutschland eine Dose versteckt wurde. Allmählich fand die Geocaching Idee aber auch bei uns ihre Anhänger und über die nächsten 2 – 3 Jahre bildete sich - regional unterschiedlich - eine kleine Gemeinschaft Gleichgesinnter, die Dosen versteckten und mit GPS auf Schatzsuche gingen.
Man kannte und schätzte sich untereinander, pflegte, wann immer man sich traf, einen freundschaftlichen Umgang und bei den ersten Events saßen kaum mehr als 10 – 15 Cacher um den Tisch. Caches wurden mit großem Engagement gestaltet – ausschließlich Regulars – und bei einem Fund auch die fremden Caches gepflegt, wenn eine Reparatur, ein Logbuchaustausch oder eine andere Wartung notwendig erschien.
Manch einer von den damaligen Cacher-Urgesteinen hat sich einem anderen Hobby zugewandt und die Dosensuche einfach aufgehört. Aber es gibt mehr und mehr Cacher in Deutschland, die nunmehr schon seit 10 Jahren und länger auf Dosensuche gehen.
„10 Jahre Geocachen“, ein für den betroffenen Cacher denkwürdiges Ereignis, das man auf verschiedene Weise feiern kann – so man denn will.

mike_hd hat sich für sein 10-jähriges Jubiläum am 21. April einen Cache ausgesucht, der an dem Tag, als er mit der Dosensuche begann, veröffentlicht wurde. Ich durfte ihn auf dem Weg zum Dobelview im Eyachtal begleiten und weit abgelegen von den Cachertrails und Wanderpfaden feierten wir sein Jubiläum. Mit 20 km und fast 500 Höhenmeter eine lange Wanderung für einen Cache.

Die gps-guru(s), arbol, Team Lizzard, Lagavulin und Beetroot haben sich für ihr 10-jähriges Cacher-Jubiläum etwas anderes einfallen lassen. Spectaculum Stratospähaericum – Ein Event im Höhenflugbei dem man bequem mit dem Cachemobil anfahren konnte, nur durch die stechende Sonne ins Schwitzen kam und das mit fast 300 Teilnehmern das krasse Gegenteil vom Mike’s Jubiläum war. Aber es war das spektakulärste Event, das ich bisher besucht habe.

Sie hatten eingeladen zum Aufstieg eines Wetterballons vom Sportplatz in Laufen am Neckar mit dem Logbuch aller Event-Teilnehmer als Nutzlast.
Mit einem Wetterballon werden in der Meteorologie üblicher Weise Messgeräte bis in die Stratosphäre transportiert, um mit den durch Radiosonden übermittelten Daten Informationen zur Wettervorhersage zu erhalten. Die aus Latex mit einer Wandstärke von 0,2 mm hergestellten und mit Helium gefüllten Ballons können dabei Höhen um die 30 km erreichen. Dann ist meist das Ende der Fahnenstange erreicht. Der in zunehmender Höhe geringere Luftdruck führt zu einer Ausdehnung des 200 Gramm schweren Ballons auf das rund Vierfache seiner Startgröße. Irgendwann platzt er und die Nutzlast segelt an einem kleinen Fallschirm zur Erde zurück, wo  in den meisten Fällen dank der ausgesandten Koordinaten geborgen werden kann.

Nun kann man nicht einfach einen Ballon mit 3 ½ Kubikmeter Helium füllen und ihn dann auf die Reise schicken. Man braucht die Genehmigung der Deutschen Flugsicherung (DFS), die mit einer Navigationswarnung wiederum die Flugzeugpiloten informieren. Und auch die Startzeit wird von der DFS vorgegeben.
Die Verfolgerteams, die dem Ballon bis zur Landung auf der Spur waren

Da traf es sich gut, dass die Funkamateure von Laufen am Neckar im Klosterhof von Laufen bis Anfang September eine Ausstellung zum Amateurfunk laufen haben und mit der Gruppe vom ballonprojekt Experten dabei waren, die über eine längere Erfahrung im Auflassen von Wetterballons verfügen. Die Vorarbeiten und Formalitäten waren in der Hand von Profis.


Um 11:00 h war es dann soweit. Ausgerüstet mit einer kleinen Box mit Messgeräten und der Übertragungstechnik zur ständigen Übermittlung der coords, sowie Daten zur Höhe, Aufstiegsgeschwindigkeit etc. und einer Farbkamera wurde er aufgelassen. Am unteren Ende der Leine baumelte die bunte Socke mit dem Logbuch des Events als zusätzliche Nutzlast.

Noch interessanter und aufregender als der Start wurde die Verfolgung beobachtet, die Richtungsänderungen des Ballons kommentiert und die Verfolger bedauert, wenn sie wegen fehlender Rheinübergänge einen größeren Umweg fahren mussten, um auf der Spur zu bleiben.
Die Tipps, wann der Ballon platzen würde, lagen zwischen 25 und 30 km Höhe. Die waren alle nach 1 ½ Stunden nicht mehr relevant und das Logbuch in der Socke stieg in ungeahnte Höhen auf. Die letzte Höhenmeldung lag bei 33.996 m – dann platzte der Ballon und mit anfangs über 50 Meter pro Sekunde ging es in der dünnen Stratosphäre rasant nach unten. Die Abbremswirkung des kleinen Fallschirms setzte erst ab 10.000 m richtig ein und mit 8 m/s oder fast 30 km/h fiel das Logbuch mit einer immer noch hohen Geschwindigkeit zurück zur Erde.
73 km Luftlinie vom Startplatz entfernt touchierten die Ballonreste mit Instrumentenbox und Logbuch bei Heuchelheim-Klingen wieder den Boden. Eigentlich nicht ganz den Boden, denn - ein Bergungsteam war bereits zwei Minuten nach Touch-down am Zielpunkt - der Ballon hing in einem der wenigen Bäume. Auch davon war auf den Leinwänden für die Beobachter an der Überwachungsstation sofort ein ins Netz gestelltes Bild zu sehen.


Ein stratospärenhaftes Event, das man nicht vergessen wird. Andere werden Schwierigkeiten haben dies zu toppen, sofern sie nicht ihr eigenes Jubiläum ähnlich wie mike_hd mit einem speziellen Cache oder im kleinen Freundeskreis begehen wollen.


PS: Die Auswertung der Bordinstrumente ergab eine erreichte Maximalhöhe von 34.033 m.
Felix Baumgarnter startete seinen Fallschirmsprung aus der Stratosphäre aus einer Höhe von 38.969 m.
Ein Video von den Vorbereitungen und der Verfolgung auf Google Maps gibt es im Blog von GeoSoph

Sonntag, 14. Juli 2013

Cachen auf Corfu

Ob es Odysseus auf seiner 10-jährigen Irrfahrt nach dem Fall von Troja an die Gestade von Corfu verschlagen hat ist historisch nicht belegt. Homer berichtet in der Ilias von einer etwas schwierigen Anlandung in Scheria, das als das heutige Korfu, der 2. größten Insel Griechenlands südöstlich vom italienischen Stiefel und rund zwei Kilometer von der albanischen Küste entfernt, identifiziert wurde.
Poseidon, dem Odysseus nicht wohlgesonnen, hatte ihn bei einem Sturm über Bord geschleudert und der König von Ithaka musste zwei Tage schwimmen, bis er endlich auf der gastfreundlichen Insel landete.

Eine sicher angenehmere Anreise per Schiff hatte da wohl Sissi aus Possenhofen. Der Kaiserin Elisabeth von Österreich gefiel es so sehr auf der Insel, dass sie dort mit „Achilleion“ einen Sommerpalast errichten ließ, den sie bis zu ihrem Tod 1898 mehrfach zu längeren Aufenthalten besuchte. Für sie war der Aufenthalt in Korfu ein Ausbruch aus dem Wiener Hofleben und der strengen Hofetikette, den sie bei ausgedehnten Wanderungen – sehr zum Leidwesen der mitgereisten Hofdamen – genoss.

Mit Temperaturen von 30 Grad und mehr und einer Wassertemperatur im Meer um die 23 Grad ist die so genannte „Grüne Insel“ ein einladendes Ferienparadies. Die meisten Besucher landen mit Charterflügen auf dem Flughafen Kerkyra.
Schon beim Anflug über die nahe der Hauptstadt gelegene Lagune sieht man in der Anflugschneise aus geringer Höhe die kleine Insel Pondikonisi, die nach ihren Umrissen so genannte Mäuseinsel, und dort liegt auch schon der erste der knapp 100 Caches von Corfu.

Mit knapp 100 Caches, davon 8 Earth-Caches ist die 61 km lange und 9 km breite Insel relativ dünn bedost. Aber zum Cachen fährt man ja auch nicht nach Corfu. Wer Masse will, der ist wohl in Ungarn mit seinen Powertrails besser aufgehoben. Aber zumindest einer sollte es sein, wenn man schon in Griechenland ist.

Die Ferienanlage in der Nähe von Lefkimmi im Süden der Insel untergräbt die Cacheabsichten. Gemütlich im Liegestuhl relaxen und lesen, ab und zu zur Abkühlung ins Meer oder in den Pool, das all-inclusive Angebot nutzen und höchstens einen kleinen Spaziergang am Strand entlang zum Fährhafen von Lefkimmi waren die Schwerpunkte der ersten Tage. Die Straßen der Insel sind schmal und kurvig, kaum Parkbuchten und wenn ein Bus in rasanter Fahrt entgegenkommt, dann wird es eng. Ein Leihwagen für einen Tag? Muss man sich nicht antun, wenn man nur eine Woche auf der Insel ist und eine große Sight-Seeing-Tour habe ich ja auch nicht geplant. Die Tage fließen ineinander und wo bleibt mein griechischer Cache?

Am Tag vor der Abreise habe ich mich dann zu Fuß auf den Weg gemacht. Mein Ziel war eine alte Klosterruine ganz im Süden in den Bergen und nur etwa 6,5 km entfernt. Um diese Zeit wenig Verkehr auf der Straße nach Kavos, die man entlang trippeln muss. Im südlichsten Ort der Insel dann ein Kulturschock: Chaos in Kavos, das in der Saison voll in britischer Hand ist. Die Hauptstraße extrem vermüllt und versifft mit Bierbechern und Pappteller mit Pizzaresten und sonstigen Unrat der letzten Nacht. Die vielen Clubs und Discos entlang der Straße geschlossen. Hier ist jede Nacht Halli-Galli angesagt.

Kurz hinter Kavos zweigt der geschotterte Weg zum Kloster Moni Panagia Aktroudila ab und man lässt die Zivilisation hinter sich. Rund vier Millionen Olivenbäume soll es auf Korfu geben. An einigen beeindruckenden Exemplaren führt der ausgeschilderte Weg langsam den Hügel hinauf. Hochgewachsene Zypressen lockern das Bild auf. Der Gesang der männlichen Zikaden, mit dem sie Weibchen anlocken oder ihre Reviergranzen akustisch signalisieren, ist das einzige Geräusch, das man hört. Eine angenehme Morgenwanderung, zu einer Zeit, wenn die Sonne noch nicht so stark brennt und das Wandern auf dem beschatteten Weg fast das reine Vergnügen ist.
Fast das reine Vergnügen, denn über den Weg haben – warum auch immer - dicke fette Spinnen ihre Netze gespannt und nach den ersten klebrigen Kontakten achtet man auf diese Netze, duckt sich darunter durch und geht vorsichtiger voran. 

Bei der Klosterruine angekommen wird zuerst gesucht und geloggt, dann die kleine Anlage erkundet. Von der Kante des steil, fast senkrecht abfallenden Hangs hat man eine tolle Aussicht auf die Insel Paxi und die knapp 100 m tiefer liegende Küste. An der Kante sitzen, die Füße und die Seele durchbaumeln lassen und die Pause vor dem Rückmarsch genießen. Den letzten Schluck aus der Wasserflasche und dann geht es wieder die 6,5 km zurück in die Anlage. 


Kavos ist auf dem Rückweg inzwischen sauber gefegt und auch das Angebot eines britischen Frühstücks zu 2,50 Euro wird vereinzelt schon wahrgenommen. Gegen 11 Uhr bin ich wieder in der Anlage und wate ins Meer. Was für ein schöner Vormittag!


Knapp 13 Kilometer und 3 ½ Stunden für meinen 1. Cache in Griechenland. Es hat sich gelohnt und er wird in Erinnerung bleiben.